568 Neueste Geschichte, z. Zeitr. 2. Abschn.
mehrte seine Schulden. Das newcastle-pittische Ministerium
und mir demselben Englands Obermacht singen damahls an.
§ 7. Schwedisch-russischer Krieg.
Rußland i>fe«t Schweden durch seine Partey in einer Ab-
hängigleit, die es mit Erbitterung trug. Frankreich, das Ruß-
land abhalten wollre, Oesre.ch zu unterstützen, gewann die
gnllenborg sche Paruea, die über die hornische siegte und einen
Krieg gegen Rußland bewirkte. Dieses Reich kriegte damahls
schon mit Len Türken, und war innerlich voll Verwirrung.
Ader Schwedens Zurüstungen waren im höchsten Grade zau-
derhaft. Rußland schloß mit den Türken Frieden; seine Arn.ee
unter Keith und Lascy brach in Schweden ein, und schlug die
Schweden unter Wränget und Vuddenbrok bey Wilmanstrand,
am isten Sepr. 1741. Rußland wünschie den Frieden bey der
Lage, worin sich jene innern Angelegenheiten befanden, als
sich Elisabeth des Throns belnächtigte, und ging einen Waffen-
stillstand ein, am 4m, Dec. Die Schweden verließen sich hier-
aus zu sehr, trieben ihre Forderungen zu hoch, und versäumten
die gehörigen Rüstungen. Der Krieg wurde erneuert, am isten
Man 1742; tue Schweden wurden unter Löwenhaupt allent-
halven zurück getrieben, und muß en beyhwlstngfors eine Kapi-
tulation elnqehen, Finnland zu räumen, am 4ten Sept. Die
Königin« Ulrike E eonore war, am (ten Dec 1741, ohne Er-
den gestorben. Der von dem Reichstage zu ihrem Nachfolger
ernannte Herzog von Holstein, Karl Peter Ulrich, nahm die
Wahl nicht an, weil er zum Erben des russischen Throns be-
stimmt war. Eine starke Partey erklärte sich für den Kronprin-
zen von Dänemark; allein Rußland machte es zur Bedingung
eines billigen Friedens, daß der Prinz von Holstein, Adolf
Friedrich, Bischof von Lübeck, die Krone erhalten sollte Schwe-
den willigte darein in dem Frieden zu Abo, vom 7ten Aug.
1743, und trat die Provinz Kynimenegard und die Festung
Nvsiol an Rußland ab. — Der umhätige König Friedrich
war wenig geschickt, die Folgen der fehlerhaften schwedischen
Konstitution zu verbessern. Er st. am zten Apr. 1751.
§ 8 Merkwürdige B'gebenheiten in andern Staaten.
Der verschwenderische, bigotte und kränkliche Johann V.,
König von Portugal, überließ die Negierung ganz seiner Ge-
mahlinn Marie Anne und dem Franziskaner Gasparo de Govea,
die Portugal zu Grmrde richteten. Seines Sohnes Joseph,
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TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder]]
Extrahierte Personennamen: Len_Türken Keith Ulrike_E Karl_Peter_Ulrich Karl Adolf
Friedrich Adolf Friedrich Friedrich Friedrich Johann_V. Johann_V. Marie_Anne Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Frankreich Schwedens Schweden Schweden Finnland Holstein Holstein Portugal Portugal
2. Kap. Franz.-engl. u. dritter schlesischer Krieg. 569
7750, Minister, der Marquis von Pombal, warein ein-
sichtsvoller, thätiger, die Ursachen von Portugals Verfall weg-
räumeuder Mann, aber willkürlich, und, durch den Widerstand
gereiht, gewalrthäüg und grausam. Lissabon und andere Städte
des Reichs wurden am isten Nov. 175; durch ein fürchterliches
Erdbeben verwüstet. Pombal trat die schon lange zwischen Por-
tugal und Spanien streitige Kolonie San Sagrameuto an Spa-
nien gegen ein Stück von Paraguay ab. Allein die Jesuiten
hatten sich der Herrschaft dieses Landes bemächtigt, weigerten
sich, es den Portugiesen zu übergeben, und verhinderten die
Vollziehung des Vergleichs, 1/53. Ein Angriff auf des Kö-
nigs Leben, am rten Sept. 1758, wurde ihnen und den vor-
nehmen Häusern Aveio und Tavora zugeschrieben; mit Recht
oder Unrecht, ist immer noch unentschieden. Die Angeklagten
wurden hart bestraft und die Jesuiten aus Portugal verbannt.
In Spanien folgte auf den trübsinnigen Philipp V. sein
Sohn, Ferdinand Vi., 1746, und nach dessen traurigem
Tode sein Halbbruder, Karl Iii., bisheriger König von Nea-
pel, 17;9. Neapel erhielt Karls dritter Sohn, Ferdi,
nan d.
In Dänemark folgte dem frömmelnden und wenig ökono-
mischen Könige, Christian Vi., sein Sohn, Friedrich V.,
1746. Das Gute unter dessen Negierung thal sein Minister,
der alte Graf von Bernstorf.
Vermöge einer Anwartschaft nahm Preußen nach dem
Tode des letzten Herzogs von Ostfriesland, Karl Edzard, am
azsten May 1744 Besitz von diesem Lande.
Zweytes Kapitel.
Französisch-englischer und dritter schlesi-
scher Krieg.
$. i. Ursachen beider Kriege.
Zwischen Frankreich und England herrschten seit dem Aachner
Frieden, mit dem die englische Nation unzufrieden war, Strei-
tigkeiten über die Gränzen von Akadien, über den Handel mit
den Wilden in Amerika, über die Besitznehmung der für neu-
tral erklärten Inseln St. Lucia, St. Vincent und Grenada,
und zwischen den beiden ostindischen Kompagnieen. Schon 1754
kam es zu Thätlichkeiten. Die Intriguen des Herzogs von
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Extrahierte Personennamen: Marquis_von_Pombal Portugals Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand_Vi Ferdinand Karl_Iii Karl Karls Ferdi Christian_Vi Friedrich_V. Friedrich_V. Bernstorf Karl_Edzard Karl Lucia
Extrahierte Ortsnamen: Lissabon Spanien San_Sagrameuto Paraguay Portugal Spanien Neapel Karls Dänemark Ostfriesland Frankreich England Amerika Grenada
ii. Kap. Neue Dynastie in Neapel, 1806. 645
nach siegreichen Gefechten am izten Nov. bis in die Hauptstadt
Oestreichs vorgerückt und hatte die Russen nach Mahren zurück,
gedrängt, wo eine neue russische Verstärkung nebst dem Kaiser
Alexander I. selbst ankam. Dieser hatte bey seiner Anwesenheit
in Berlin den König von Preußen Friedrich Wilhelm Iii. dahin
gestimmt, daß er der Koalition unter gewissen Einschränkungen
am zten Non 180; beygetreten war. Doch der blutige Sieg
Napoleons bey 'Austerlitz am 2ten Dec. durchstrich die Plane
seiner Feinde. Preußen hatte sich schon durch den Traktat zu
Wien am izten Der. 1805 demselben genähert, und Oestreich
mußte sich den Bedingungen unterwerfen, die der Sieger im
Frieden zu Presburg am 2 6sten December vorschrieb. Es ver-
lor durch denselben die venetianischen Staaten, die es im Frie-
den zu Campo Formio erhalten hatte, Tyrol und die vorder-
östreichischen Lande, und bekam zu einiger Entschädigung Salz-
burg, wofür der Erzherzog Ferdinand Würzburg erhielt.
$. 8. Neue Dynastie in Neapel, und Vereinigung der venetiani-
schen Staaten mit dem Königreiche Italien.
Am Tage nach dem Frieden, am 2 7sten Der., erließ Kai-
ser Napoleon eine Proklamation, worin er erklärte, daß die
bisherige Dynastie von Neapel zu regieren aufgehört habe, weil
deren Existenz unverträglich mit der Ruhe Europens und mit
der Ehre seiner Krone sey. Hierauf rückte Joseph Donaparte
mit einer französischen Armee hinunter nach Neavel, welches
die englischen und russischen Truppen im Zanuar 1826 verlie-
ßen , und hielt seinen Einzug in der Hauptstadt am 1 zten Fe-
bruar. Nachdem er die Widerspenstigen besiegt hatte, erfolgte
ein Dekret des Kaisers Navoleon vom zosten März, wodurch
sein Bruder Joseph zum König von Neapel und Sicilien er-
nannt wurde. Zugleich wurde darin festgesetzt, daß die Kro-
nen von Frankreich, Italien und Neapel nie auf Einem Haupte
vereinigt werden sollten.
Durch ein anderes Dekret von eben dem Tage (go. März)
wurden die venetianischen Staaten mit dem Königreiche Italien
vereinigt, und zwölf große Neichslehem.darin errichtet, deren
Investitur der Kaiser ertheilt.
{. 9. Napoleons Familiengesetz.
Da mehrere Personen aus der kaiserlichen Familie zu re-
gierenden Herren vom Kaiser Napoleon erhoben worden waren,
und die ganze Lage der Familie sich geändert hatte, so hielt es
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Extrahierte Personennamen: Alexander_I. Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleons Oestreich Ferdinand_Würzburg Ferdinand Napoleon Joseph_Donaparte Joseph Napoleons_Familiengesetz Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Berlin Napoleons Wien Tyrol Neapel Italien Neapel Europens Neapel Sicilien Frankreich Italien Neapel Italien
. 11. Kap. Neue Dynastie in Spanien, i8o8. 649
Abtheilung der Armee und vielen Familien am rasten Nov.
die Hauptstadt, und ging nach Brasilien. Am z osten Nov.
rückte Iunot in die erste ein, und wurde am isten Febr. 1808
vom Kaiser Napoleon zum Generalgouverneur von Portugal
erklärt. Da der Besitz Portugals den Engländet-.r äußerst
wichtig war, so wurde eine Armee dahin geschickt, durch wel-
che die Franzosen genöthigt wurden, am zosien Aug. 1808 eine
Konvention abzuschließen, vermöge welcher sie sich verpflichteten,
ganz Portugal zu räumen. Zwar drang im Aug. 1810 eine
neue französische Armee unter dem Herzoge von Nivoli in Por-
tugal ein, aber sie wagte nicht, den Lord Wellington in seiner
festen Stellung vor Lissabon anzugreifen.
$. 13. Neue Dynastie in Spanien und Insurrektion daselbst.
Beym Anfänge des Krieges zwischen Frankreich und Preu-
ßen wurden in Spanien eifrige Rüstungen gemacht, unter dem
Vorwände eines Zuges gegen Marokko, im Grunde aber ge-
gen Frankreich, von welchem man glaubte, daß es durch jenen
Krieg in eine gefährliche Lage gerathen würde. Nach Preu-
ßens Besiegung suchte das spanische Ministerium einzulenken;
aber der Kaiser Napoleon vergaß dessen Treulosigkeit nicht.
Der Krieg gegen Portugal, Uneinigkeiten in der Familie des
Königs von Spanien, Verrheidigungsanstalten, welche gegen
die Engländer getroffen werden sollten, bewirkten den Einmarsch
französischer Truppen in Spanien zu Anfänge des 1.1808. Im
März besetzte der Großherzog von Berg die Hauptstadt, nach-
dem Karl Iv. dem Kronprinzen Ferdinand dem Vii. den Thron
übergeben hatte. Diese Handlung erklärte der König Karl Iv.
in der Folge für erzwungen, nöthigte Ferdinand Vii. der Krone
von Spanien unter dem 6ten May 1808 zu entsagen, und
machte durch eine Proklamation an die spanische Nation vom
8ten May bekannt, daß er alle seine Rechte auf Spanien dem
Kaiser Napoleon übertragen habe. Sowohl Karl dem Iv.
nebst seiner Gemahlinn als auch seinen Prinzen wurden Pensio-
nen und Aufenthaltsörter in Frankreich angewiesen, und der
Kaiser Napoleon ernannte durch ein Dekret voni 6ten Zun.
1808 seinen Bruder Joseph Napoleon, bisherigen König von
Neapel, zum Könige von Spanien. Dieses Reich erhielt un-
ter dem rosten Zun. eine neue Konstitution, mit welcher aber
ein großer Theil der Spanier nicht zufrieden war. Es kam
darüber zu den blutigsten Auftritten. Die Insurgenten wurden
bey Medina del Rio Sacco am i4ten Jul., und unter Napo-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Nivoli Napoleon Karl_Iv Karl Ferdinand Ferdinand Karl_Iv Karl Ferdinand Napoleon Karl Karl Napoleon Joseph_Napoleon Napoleon Rio_Sacco
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Brasilien Portugal Portugal Wellington Lissabon Spanien Frankreich Spanien Marokko Frankreich Portugal Spanien Spanien Spanien Spanien Frankreich Neapel Spanien Medina
656 Neueste Geschichte. 3. Zeitr. 2. Abschn.
bindung gegen England beytrete, so sey alles beygelegt; wo
nicht, so habe er dem Kaiser den Krieg erklärt; die Eroberung
sey das erste, die Veränderung des Gouvernements das zweyte
Resultat des Krieges. An eben dem Tage bestimmte ein kai-
serliches Dekret, daß die päpstlichen Provinzen Urbino, Anco-
na , Macerata und Comerino mit dem Königreiche Italien soll-
ten vereinigt werden.
Als stch der Papst dem Willen des Kaisers nicht fügte, so
erschien ein kaiserliches Dekret vom i7tenmay 1829 durch wel-
ches der Kirchenstaat dem französischen Reiche einverleibt, Rom
für eine kaiserliche und freue Stadt erklärt und das Einkommen
des Papstes auf zwey Millionen Franken gesetzt wurde. Ein
Senatuskonsult vom i7ten Febr. 1812 theilte das Land in zwey
Departements, erhob Rom zur zweyten Stadt des Kaiserreiches,
legte dem französischen Kronprinzen den Titel eines Königs von
Rom bey, und unterwarf den Papst den vier Propositionen der
gallikanischen Kirche.
$. 20. Veränderungen in Italien.
Das ehemahlige Großherzogthum Toskana, durch ein De-
kret vom zosten May 1828 mit dem französischen Reiche verbun-
den , wurde zu' einem Generalgouvernement gemacht, und durch
ein Dekret vom ztenmärz der Prinzessin» Elisa, Fürstinn von
Lukka und Piombino, mit dem Tirel einer Großherzoginn von
Toskana übertragen.
An die Stelle seines zum Könige von Spanien berufenen
Bruders Joseph Napoleon, setzte der Kaiser durch ein Dekret
vom i zten Iul. 1828 seinen Schwager Joachim, bisherigen
Großherzog von Berg, zum Könige von Neapel und Sicilien
ein, dessen Krone zwar für erblich in der männlichen Descendenz
erklärt wurde, aber mit der Einftbränkung, daß des neuen Kö-
nigs Gemahlin», Karoline, des Kaisers Schwester, den Thron
besteigen sollte, wenn sie ihren Gemahl überlebte.
$. 2i. Fortgesetzter Krieg Englands gegen Frankreich vom
I. i8o8 dis zum Ende des I. 1812.
Durch Englands Verfügung vom ulen Nov. 1827 und
Napoleons Dekret vom i p ten Dec. eben dieses Jahrs (s. §. 17.)
war die gegenseitige Stimmung immer erbitterter geworden.
Zwar verbreiteten sich beym Anfänge des I. 1828 Friedensge-
rüchte, aber sie verschwanden eben so schnell, als sie entstanden
waren. Spanien wurde jetzt der große Schauplatz, wo der blu-
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Extrahierte Personennamen: Lukka Joseph_Napoleon Napoleon Joachim Karoline Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: England Urbino Macerata Italien Rom Rom Rom Italien Toskana Spanien Neapel Sicilien Frankreich Englands Napoleons
z. Kap. Regierungsf. v. Iai7 b. 1660. Z8y
§. 4. Staatsverfafsurrg von Spanien und Portugal.
In Kastilien baueren die Könige auf den Grund, den
Ferdinand zur Uneingeschränktheit gelegt hatte, fort. Sie bra-
chen die Macht des Adels durch die Städte, und unterdrückten
die Rechte der Städte wieder durch den Adel; riefen die beiden
ersten Stände seit 15z8 selten, und seit 1602 niemahls zu den
Kortes, sondern nur die geschwächten Städte, wodurch denn
die Kortes eine bloße Förmlichkeit wurden; machten die Geist-
lichkeit durch die mit dem Papste geschlossenen Konkordaten von
sich abhängig, und gebrauchten die Inquisition, da, wo sie
nicht selbst handeln wollten. — Aragonien vercheidigte seine
Freyheit besser. Philipp Ii. durchbrach sie nur auf kurze Zeit,
und Philipp Iii. versuchte es vergeblich.
Portugal erhielt bey seinem Abfalle von Spanien keinefest
gesetzte Negierungsform. Die wichtigeren Angelegenheiten wur-
den auf den Reichstagen abgethan. Die Macht des Adels
und der Geistlichkeit schränkte die Gewalt der Könige sehr ein.
$• 5. Staatsverfassttng von England und Schottland.
Englands Regicrungsform neigte sich zu einer uneinge-
schränkten Monarchie. Heinrich Viii. durfte sogar tyran-
nisch und grausam handeln; das Parleraent erklärte des Kö-
nigs Willen für seine Vorschrift und erhob seine Verordnungen
zu Landesgesetzen. Der geistliche Stand kam ganz in seine
Hände, als er sich zum Oberhaupte der Kirche erklärte. Ohne ein
Parlement zusammen zu rufen, warf der Herzog von Sommer-
set Heinrichs Viii. Testament um, und ernannte sich selbst
zum Protektor. Man fragte das Parlement nicht, als Jo-
hanne Gray zur Thronerbinn ernannt wurde; und wenn es sich
auch dem Ganzen des Plans, den Marie bey ihrer Vermäh-
lung mit Philipp hatte, widersehte, so sah es doch ihren Geld
erpressungen und Religionsverfolgungen ruhig zu. Elisabeth
regierte despotischer als einer ihrer Vorfahren. Das Parle-
ment war ihr völlig unterthan, und man legte ihr in den Re-
den, die in demselben gehalten wurden, eine uneingeschränkte,
selbst eine gesetzaufhebende, Gewalt bey. Niemahls erlaubte
sie ihm, daß es sich in Staatsangelegenheiten mischen durfte,
und sie strafte die Mitglieder, die ihr widersprachen. Abwei-
chungen von ihrer kirchlichen Meinung wurden durch das von
ihr ernannte Kirchengericht und die hohe Kommission mit dem
Leben bestraft. Da die Beysitzer der Gerichtshöfe ihre Aemter
nur so lange behielten, als cs den Königen gefiel, so waren
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand Philipp_Ii Philipp Philipp_Iii Philipp Heinrich_Viii Heinrich Heinrichs Gray Philipp Philipp Elisabeth
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Portugal Kastilien Aragonien Portugal Spanien England Schottland Englands
498 Neueste Geschichte. 2. Zeitr. 2. Abschn.
len hierüber ernannte zwar Karl in einem Testamente den bare-
rischen Prinzen zu seinem einzigen Erben, allein er starb plötz-
lich , am 6ten Febr. 1699. Der spanische Hof kehrte nun zu
der östreichischen Partey zurück. Aber Las saumsenge Verfah-
ren des ungeschickten östreichischen Ministeriums, und die we-
nige Klugheit des Grasen von Harrach, des östreichischen Ge-
sandten in Madrid, gaben der französischen Partey so viele
Vorthcile, daß, nachdem der östreichisch gesinnte Minister,
Graf von Oropeza, gestürzt, und der Kardinal von Puerto-
carrero an seine Stelle gekommen war, auch der Papst Inno-
cenz Xii. des Königs Gewissen beruhigt hatte, der letzte sich
auf französische Seite wandte. Die Seemächte wurden mit
einem zweyten Theilungslraktate Hingebalten. Karl ernannte
durch sein Testament den Philipp, Herzog von Anjou, zu sei-
nem Erben und starb am iften Nov. 1700.
$. 2. Krieg bis zum Treffen bey Blindheim.
Philipp V. wurde nicht nur in allen Ländern der spani-
schen Monarchie, sondern auch von allen auswärtigen Mäch-
ten, selbst von Holland und England, als König von Spanien
anerkannt. Frankreich gewann Savoyen; zwang Portugal zu
seiner Allianz; schloß mit Köln, Baiern und Braunschweig-
Wolfenbüuel Bündnisse; und unterstützte die abgesallenen Un-
gern. Indessen brachen die Oestreicher in Mailand ein, 1701,
wo Prinz Eugen von Savoyen sich nach glücklichen Gefechten
fest setzte. Da Ludwig die billigen Forderungen der Seemächte
abschlug, und den unverzeihlichen Fehler beging, nach Jakobs Ii.
Tode, am 7ten Sept. 1701, dessen Sohn, unter dem Na-
men Jakob iü.r als König von England anzuerkennen: so reitz-
te er dadurch England und Holland, sich mit dem Kaiser zu
vereinigen, welches auch das deutsche Reich that. Wilhelm Iii.
starb zwar, am 8ten März 1702, aber seine Nachfolgerinn,
die Königinn Anne, behielt seine Maaßregeln bey. Ludwig,
dessen Reich schon in den vorigen Kriegen sehr erschöpft war,
führte diesen Krieg unglücklich, da er sich durch die Rathschläge
feiner zweyten Gemahlinn, der Frau von Maintenon irre lei-
ten ließ. Anfangs hatten indessen die französischen Waffen
Glück unter Villars, und nur in den Niederlanden war der eng-
lische General, der Herzog von Marlborougb, Sieger, 1702.
Der König von Portugal, Peter Ii., trat zur englischen Al-
lianz; Karl, der zwevte Prinz des Kaisers Leopold, wurde, un-
ter dem Namen: Karl Iii., zum Könige von Spanien ernannt.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Harrach Graf_von_Oropeza Karl Karl Philipp Philipp von_Anjou Philipp_V. Philipp_V. Eugen_von_Savoyen Eugen Ludwig Ludwig Jakobs Jakob_iü.r Wilhelm Anne Ludwig Ludwig von_Maintenon Peter_Ii Karl Karl Leopold Leopold Karl_Iii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Madrid Blindheim Holland England Spanien Frankreich Baiern Mailand England England Holland Niederlanden Portugal Spanien
8. Kap. Einzelne merkwürdige Begebenheiten. §n
Achtes Kapitel.
Einzelne merkwürdige Begebenheiten.
$. i. Portugal und Spanien.
Auf Peter Ii. folgte 1706 dessen Sohn, Johann V., ein
schwacher, bloß mit Religionsübungen beschäftigter, Prinz.
Der König von Spanien, Philipp V., war ein melan-
cholischer Prinz, ohne Neigung zu den Geschäften. Er trat
in der Hoffnung, zum französischen Throne zu gelangen, seine
Krone an seinen Sohne Ludwig 1724 ab. Als dieser aber
bald starb, so übernahm er die Regierung wieder. Die Ge-
schäfte waren in den Händen der Königinn Elisabeth.
$. 2. Sardinien.
Der kluge, unbeständige, und unruhige Herzog Viktor
Amadeus erwarb seinem Hause anfangs die Krone von Sici-
lien, die er nachher mit Sardinien vertauschen mußte. Unbe,
ständigkeit und Liebe zur Gräfin» von St. Sebastian bewogen
ihn, seinem Sohne, Emanuel Iii., die Krone zu übertragen,
1730. Als er sich derselben wieder zu bemächtigen suchte, nahm
ihn sein Sohn gefangen, am aisten Okl. 1731. Er starb am
Zisten Okt. 1732.
$. 3. Preußen.
Der erste Herzog von Preußen, Albrecht, 1527, war
ein schwacher Fürst. Er unterlag in den Streitigkeiten mit den
Ständen, wegen seiner ausländischen Minister. Mit seinem
Sohne Albrecht Friedrich, 1568, erhielt Kurfürst Joa-
chim Ii. von Brandenburg die Mitbelehnung. Als der Her-
zog den Verstand verlor, wurde der Kurfürst Johann Sieg-
mund, Joachims Nachfolger, in den Mitbesitz des Herzog-
thums gesetzt, l6n; und als Albr. Friedrich 1628 starb, kam
das Kurhaus in alleinigen Besitz desselben. Unter Georg
Wilhelm, 1619, wurde Preußen in dem schwedisch-polni-
schen, und Brandenburg in dem dreißigjährigen Kriege sehr
verwüstet. Wie sein Nachfolger, F r i e d r i ch W i l h e l m, sei-
ne Staaten vermehrte, und durch den Traktat zu Welau, vom
r yten Sept. 1657, der erste souveraine Herzog von Preußen
wurde, ist oben erzählt. Mehr wurde er aber noch der Stifter
der Größe des Hauses Brandenburg durch den mnern Wohl-
stand, den er seinem Lande gab, und durch die Vermehrung der
r'
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Peter_Ii Johann_V. Johann_V. Philipp_V. Philipp_V. Ludwig Ludwig Viktor
Amadeus Viktor Sebastian Emanuel_Iii Albrecht Albrecht Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Kurfürst_Joa- Johann Joachims_Nachfolger Friedrich Friedrich Georg
Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Spanien Spanien Sardinien Brandenburg Brandenburg Brandenburg
486 Neueste Geschichte. 2. Zeitr. 2. Abschn.
besonders gehören dahin viele Prediger. Die Kasuistik oder
Entscheidung der Gewissensfälle machte eine besondere Wissen-
schaft aus. Das allgemeine und Hauptstudium aller Theolo-
gen war die P 0 l e m i k. Mehrere haben in der Geschichte der
Theologie geschrieben, aber ohne den Charakter der theologischen
Studien bessern zu wollen.
Zweyter Abschnitt.
Eigentliche Geschichte.
Erstes Kapitel.
Geschichte bis auf den Frieden zu Breda,
1667.
1. Leopold, Kaiser.
Leopold T., Ferdinands Iii. Sohn, war ein bigotter, un-
thäriger, seinen Beichtvätern und eben so gesinnten Ministern
sich hingebender Fürst, 1658. Ein unglücklicher Krieg milder
Pforte, 1660, wegen der Absetzung des Fürsten Georg Ragoczy
von Siebenbürgen. Sieg bey St. Gotthard und gleichwohl
nachtheiliger Friede, am roten Aug. 1660.
{. s. Portugal und Spanien.
Die vereinigten Niederlande weigerten sich, dem Reiche
Portugal, nach Abwerfung des spanischen Jochs, Brasilien
und die ostindischen Länder heraus zu geben. Es entstand hier-
aus ein Krieg, in welchem die Portugiesen aus fast ganz Ost-
indien getrieben wurden, aber Brasilien wieder gewannen.
Friede, 1661, und neue Streitigkeiten bis 1669. Holland
behielt die ostindischen Eroberungen, Portugal Brasilien. Krieg
zwischen Portugal und Spanien. Frankreich und England un-
terstützten Portugal. Siege der Portugiesen bey Almexial,
i66z, und Montesklaros, 1665. Im Frieden vom izten
Febr. 1668 wurde Portugal für ein unabhängiges Reich er-
klärt. Gegen einen nur etwas stärkern Feind würde es sich
nicht haben öertheidigen können, da es, bey seinem höchst kraft-
losen Zustande, keinen vorzüglichen Regenten erhielt. Jo-
hann Iv. war schläfrig und unthätig, und seines Sohnes,
Alfons Vi., 1656, schwacher Kopf wurde von seiner herrsch-
süchtigen Mutter, Eleonore Guzman, durch die Ränke der
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Leopold_T. Leopold Ferdinands Georg_Ragoczy Gotthard Alfons_Vi Eleonore_Guzman
Extrahierte Ortsnamen: Breda Ferdinands Portugal Spanien Portugal Brasilien Holland Portugal_Brasilien Portugal Spanien Frankreich England Portugal Portugal
6. Kap. Folgen des Utrecht. Fr. v. 1714 b. 1733. 507
Minister, der Kardinal von Alberoni, dessen Genie ihn zu den
kühnsten und größten Unternehmungen führte, entwarfen einen
ausgedehnten Plan, ihm die Regentschaft und Thronfolge in
Frankreich zu verschaffen, und die im Utrechter Frieden verlor-
nen Staaten an Spanien zurück zu bringen. Es wurde in
Paris eine Verschwörung von der maintenonschen Parten gegen
den Regenten gemacht, in Bretagne ein Aufruhr erregt; und
um England zu beschäftigen, der Entwurf gemacht, den Prä-
tendenten mit einer Armee dahin zu senden, an welchem Plane
auch Karl Xii. und Peter I. Amheil nahmen. Der Kaiser
führte damahls schon Krieg mit der Pforte. Man hatte in
Wien die Hoffnung, sich Spanien zu erwerben, noch nicht auf-
gegeben, und Georg den I. zu einem Bündnisse bewogen, 1716.
Da aber Alberoni's Rüstungen Frankreichs und Englands
Furcht erregten, so schlossen diese Mächte und Holland, am
4ten Jan. 1717, zu Haag ein Dününiß, zur Aufrechthaltung
des Utrechter Friedens, wobey Mardyk geschleift wurde. Spa-
nien griff unvermuthet Sardinien an, und eroberte es, im Au-
gust. Auf gleiche Art wurde der größte Theil von Sicilien
erobert, weil der König Viktor Amadeus sich nicht sogleich für
Spanien erklärte. Großbritannien und Frankreich setzten ein
Friedensprojekt fest, welches der Kaiser in der so genannten
O.uadrupelallianz annahm, am 2ten Aug. 1718. Der Utrech-
ter Friede wurde darin bestätigt: der Kaiser erhielt Sicilien
für Sardinien, welches letzte er an Savoyen abtrat; die Län-
der Toskana, Parma und Piacenza sollten nach dem Tode ih-
rer Regenten an Karl, Philipps V. und Elisabeths Sohn, erb-
lich als Rerchslehn gegeben werden. Spanien verwarf den
Entwurf. Aber jeder Theil des alberonischen Plans mißglückte.
Die spanische Flotte wurde bey Kapo Passaro von den Englän-
dern völlig geschlagen, am uten August 1718; der Kaiser
machte mit den Türken Frieden; Savoyen nahm das Friedens-
projekt an; die Konspiration in Paris wurde entdeckt, 1719;
der Aufruhr in Bretagne wurde gestillt; den görzischen Plan
endigte Karls Xii. Tod; eine Flotte, die den Prätendenten
nach England führte, trieb der Wind zurück; eine französische
Armee drang in Spanien ein, und die Engländer landeten in
Gallicien. Spanien mußte der stärkern Macht weichen. Al-
beroni wurde gestürzt, und Philipp wurde genöthigt, die Be-
dingungen der Quadrupelallianz anzunehmen den i7ten Febr.
1720.
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Extrahierte Personennamen: Alberoni Karl_Xii Karl Georg Viktor_Amadeus Viktor Karl Karl Philipps_V. Philipps_V. Passaro August Karls Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Paris Bretagne England Wien Spanien Frankreichs Englands Holland Sicilien Spanien Frankreich Sicilien Sardinien Piacenza Spanien Paris Bretagne Karls England Spanien Gallicien Spanien